Die beste Clipshow aller Zeiten

In einer Zeit, als Streamingportale Science-Fiction waren, schrien gebeutelte Produzenten nach Folgen, die ihnen Geld einsparten.  R.J. Stewart und Steven L. Sears folgten dem Ruf. Zwei Schreiber, die ihre Erfahrung in wilden Drehbüchern erschrieben hatten. Ihre Clipshow sollte die Welt verändern.

„Ich schwöre, er war soooo groß!“

Willkommen zu einer Folge Xena Warrior Princess, die aus lauter Szenen alter Folgen der ersten Staffel besteht. Athens Academy of Performing Bards (im „wir können keine Wortspiele Deutsch“: Die Erfüllung eines Traums) ist eine klassische Clipshow-Folge. Aber wir würden Xena nicht so lieben, wenn es nicht auch aus diesem Format coole Folgen machen könnte.
Denn Bardin Gabby erzählt in dieser Folge die besten Schwanks aus Xenas Leben. Los geht es in Xenas Bar, wo sie direkt rüde unterbrochen wird, weil sie (wie viele Regisseure) es mit dem Tag- und Nachtwechsel nicht so genau genommen hat. Zum Glück gab es aber schon früher die Jäger des Anschlussfehlers.

Sascha: „Das ist der Serienguckernerd. Der hat bestimmt im antiken Neuseegriechenland einen Podcast gehabt.“

Trotz dieses Faux-pas ist das Publikum begeistert und ein junger Mann in Blau fragt sie, ob sie nicht an die Athen’s Academy of Performing

„Schau mir in die Augen, Kleines.“

Bards“ gehen würde? Da gäbe es gerade Stipendien zu gewinnen. Manager-Dad ist nicht so erfreut, dass sein Sohn Konkurrenz anwirbt und versucht Gabby zu vergraulen. Es will ja eh keiner Haushaltsgeschichten hören. Aber Gabby denkt sich: Jetzt erst recht und spricht mit Xena darüber, dass sie sich diesen Traum erfüllen möchte. Schweren Herzens lässt Xena sie ziehen, denn sie will ihrer Freundin nicht diesen Weg verbauen. Und es könnte sein, dass wir in dieser Szene schon einen Hauch Romantik verspüren, auch wenn Xena beteuert Gabrielle sei eine Schwester für sie.
An der Akademie angekommen, pfuscht Gabrielle elegant ihre Anmeldung in einen Stapel Schriftrollen, während ihr ein paar andere runterfallen. Ups, wie konnte das passieren? Zum Dank weißt die Quartiermeisterin ihr statt einer Luxus-Suite ein die Dienstbotenquartiere zu.

Sascha: Quartiermeisterin an der Bardenakademie. Das ist ein Job, wo du abends an der Bardenbar sitzt und dir das erstmal wieder schön trinken musst.“

Wie viele Barden und Bardinnen passen in ein Dienstbotenquartier?

Die Dienstboten in Gabbys Quartier dürften vorerst nicht mehr zum Schlafen kommen, denn Gabbys Gang übt hier für den Unterricht. Dazu gehören der blaue Barde mit dem Künstlernamen Orion, der stotternde  Twickenham, Action-Freund Stallonus und der sich gewählt ausdrückende Euripides. Jeder von ihnen bekommt seine eigenen Video-Clips unterlegt. Stallonus alte Hercules-Abenteuerfilme voller Action, Twickenhams Figuren werden durch sein Stottern ins Repeat gelegt und Euripides erzählt gar eine Anekdote aus Xenas dunkler Vergangenheit. Das kommt daher, dass auch der Euripides der antike gerne über düstere Frauenfiguren geschrieben hat.

Mary: „Man könnte Euripides auch als Erfinder der Femme fatale bezeichnen.“
Sascha: „Ihr habt es gehört. Der Bildungspodcast.“

Die Charaktere sind nicht nur in wenigen Auftritten super gezeichnet, sondern auch alle super besetzt und wir weichen kurz ab, als wir feststellen, dass der Darsteller von Euripides auch den vierten Vampir von links in „Königin der Verdammten“ gespielt hat. Apropos vom Thema abweichen:

Sascha: „Wenn es eine olympische Disziplin „Synchron-Spinnen“ gäbe, wären wir da ein heißes Team.

„Ich komme einfach nicht auf den richtigen Plural für ihr Gewand. Warum tragen sie keine Rüstung wie alle anderen?“

Da uns noch die olympische Karriere verwehrt bleibt, reden wir also weiter über Xena und Gabrielle und dass wir endlich mal mit Lehrern und Juroren an der Akademie Menschen in klassischer Kleidung des Altertums antreffen. Das stellt die studierte Germanistin vor ein Plural-Problem.

Mary: „Togi? Togaa? Togae? Ich hab‘ keine Ahnung. Bleiben wir bei Togen.“

„Wir haben heute ein Foto für dich!“

Gabrielle ist klare Favoritin bei den Vorträgen und so petzt Orions Papa Polonius, dass sie auf keinen Fall vorschriftsgemäß angemeldet sein kann, da sie ja von dem Wettbewerb erst nach Ablauf der Anmeldefrist erfahren hat. Dadadaaaa!
Doch der Dieter Bohlen des antiken Neuseegriechenlands will Gabby trotzdem erzählen hören und erklärt im Anschluss, dass die Kunst sich keinen Regeln beugt und es eine Schande wäre, wenn dieses Mädchen sich nicht beweisen dürfe. Außerdem muss die Frauenquote erfüllt werden und außer Gabby sehen wir keine Bardinnen. Zumindest keine mit Sprechrolle.
Der blaue Barde spricht sich – nachdem er erst den Wettbewerb verlassen wollte – mit seinem stressigen Manager-Dad aus und weil keine Zeit mehr ist, vertragen sie sich rechtzeitig zum großen Finale, bei dem Orion endlich so erzählen kann, wie er es möchte. Und zwar eine Szene aus dem großartigen Spartacus mit Kirk Douglas.

Wir erfahren nicht, wer gewonnen hat, nur, dass Gabby die Akademie verlässt und dass Orion eigentlich Homer heißt. Den sollte jeder kennen, denn er hat die Ereignisse aus der Trojafolge für euch in einem handlichen Epos zusammengefasst.
Fröhlich hüpft Gabrielle wieder an Xenas Seite und hat wohl festgestellt, dass sich Träume ändern können. Und natürlich ist es einfach ein verdammt gutes Gefühl, einen Wettbewerb gewonnen zu haben und trotzdem dankend den Preis abzulehnen. Vielleicht auch, weil Gabby noch mehr Abenteuer mit Xena erleben muss, um dauerhaft vom Bardinnendasein zu leben, ohne sich mit Bardamendasein über Wasser zu halten. Wir freuen uns, dass unsere Bardin Xena erhalten bleibt und küren diese Folge zur besten Clipshow aller Zeiten … oder zur besten Clipshows, bis wir die der nächsten Staffeln besprechen.

Als Sascha und Mary klein waren gab es Clipshows in allen ihren Lieblingsserien. Zum Beispiel bei Alf, dem Außerirdischen, Hart aber herzlich, Ein Trio mit vier Fäusten, Die Dinos und Agentin mit Herz.

Clipshows bei Zeichentrickfilmen gibt es nicht, dafür werden Frames erneut genutzt, um Geld zu sparen. Gut sichtbar bei einem Vergleich der Charaktere vom Dschungelbuch und Robin Hood. Heute ist nur schwer vorstellbar, dass der Disney-Konzern zu solchen Mitteln greifen musste, da er mehrfach am Rande des Bankrotts stand.

Unseren privaten König Gregor könnt ihr auch über Dinge von Interesse reden hören.

Keine Storytelling-Strategien kamen während der Aufnahme dieses Podcasts zu Schaden.

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